Gründung des Sportvereins
Die Gründung des Sportvereins geht auf Initiative des damaligen Schulleiters Wolfgang Krüger zurück, der erkannt hatte, dass in Ermschwerd auf sportlichem Gebiet ein erstaunliches Defizit bestand. Er machte auf die große Bedeutung des Sports für die Jugend aufmerksam, betonte aber auch, dass das gesamte Dorfleben von einem Sportverein profitieren könne.
In Hermann Vogel fand er einen Mitstreiter, mit dem er schließlich gemeinsam eine Gründungsversammlung vorbereitete und für den 27 Januar 1964 einberief. Die ursprüngliche Planung, einen reinen Fußballverein zu gründen, wurde schnell fallengelassen, da man zum einen den Verein für männliche und weibliche Mitglieder öffnen wollte und zum anderen die Beschaffung eines geeigneten Sportplatzes auf unüberwindbare Schwierigkeiten stieß. So beschloss man, zunächst nur Tischtennis zu spielen.
Die ersten Vorstandswahlen ergaben als 1. Vorsitzenden Wolfgang Krüger, als 2. Vorsitzenden Karl Karlmann, als Kassierer Hermann Vogel, als Schriftführer Gustav Schwab und als Jugendwart Hans Hennen. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 46 Mitglieder, davon 27 Erwachsene, 13 Jugendliche und 6 Schüler.
Die Anfänge im Tischtennis
Im Bereich Tischtennis musste im Landkreis Witzenhausen noch Pionierarbeit geleistet werden, denn erst vier Jahre zuvor war der Tischtennis-Sportkreis aus der Taufe gehoben worden. Bereits im Gründungsjahr stellte der SVE eine Herrenmannschaft, die sich in einer Kreisklasse mit 11 Kontrahenten bereits den 6. Platz sichern konnte.
Auch die Jugend nahm in der neu eröffneten Jugendklasse sofort am Wettkampfbetrieb teil und schloss die Serie mit dem vorletzten Platz ab. Erfolgreicher war man allerdings bereits in den Einzelwettbewerben. Bei den Kreismeisterschaften in Hess. Lichtenau im Herbst 1964 wurde Robert Amend erster Schülerkreismeister überhaupt und sicherte sich zusammen mit Norbert Wenzel auch die Doppelkonkurenz.
Die Anfangsjahre waren wichtige Jahre der Jugendarbeit, die ihren ersten Höhepunkt im Gewinn des Mannschaftsmeistertitels im Jahre 67/68 fand. Bei den Einzelmeisterschaften standen immer wieder Ermschwerder auf dem Siegertreppchen, dem wollten auch die Mädchen nicht nachstehen. Der erstmals in 1969 ausgespielte Kreismeistertitel bei der weiblichen Jugend wurde von Doris Birkenfeld gewonnen, die zusammen mit Ulrike Held auch den Doppelwettbewerb gewann.
Wechselhafte Erfolge der zwei Herrenmannschaften fanden ihren vorläufigen Höhepunkt in der Meisterschaft der 1. Mannschaft in der A-Klasse und dem Aufstieg in die Bezirksklasse im Jahre 1971.
Spiellokale
Die ersten Ballwechsel im neuen Verein erfolgten auf dem Saal der Gaststätte Wilhelm Bretthauer. Doch mit dem Eintritt in die Wettkampfserie wechselte man in zwei Räume der alten Schule. Später mietete man das alte Raiffeisenlager an und nach dem Aufstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksklasse nutzte man zusätzlich den Saal der Gaststätte Max Kremulat als Spiellokal.
Völlig neue Perspektiven eröffneten sich mit dem Umbau der alten Schule und dem damit verbundenen Bau einer Mehrzweckhalle, welche nicht nur den Tischtennismannschaften optimale Nutzungsmöglichkeiten bot sondern auch zu einer merklichen Vergrößerung des Vereins und seines sportlichen Angebots führte. Der Bau der neuen Mehrzweckhalle erfolgte vielfach in Eigenarbeit der Ermschwerder, verantwortlich zeichnete sich hierfür vor allem der damalige Bürgermeister und spätere Ortsvorsitzende Heinz Ebel.
Neue Sparten
Ein einschneidendes Jahr in der Vereinsgeschichte war das Jahr 1972. Der Verein begann zu expandieren, Tischtennis war nicht mehr alleiniger Zweck.
Eher aus einer Laune heraus entstand die Sparte „Tandem“. Anfang 1972 baute sich ein kleiner Kreis von Leuten in gemeinsamer Arbeit ein bemerkenswertes Sportgerät, ein über
5 m langes Tandem, mit welchem mittlerweile zahlreiche auch mehrtägige Fahrten durchgeführt wurden. Als Leiter dieser Sparte, die zwischenzeitlich durch eine zweite Generation ergänzt wurde, fungiert bis heute Erhard Henning.
Auch die Damen begannen sich verstärkt im Verein zu engagieren. Sophie Blessmann gab 1972 den Anstoß zur Bildung einer Frauen-Gymnastikgruppe, die sich schnell großen Zuspruchs erfreute und bald die Mitgliederzahl der TT-Sparte erreichte. Zahlreiche Aktivitäten zeichnet diese Sparte aus, als besonders herausragend sind hier die Auftritte bei den Witzenhäuser Abenden im Rahmen des Erntefests zu nennen. Bis auf eine kurze Unterbrechung von 1986 bis 1988, als Heike Heppe diese Sparte leitete, ist Sophie Blessmann bis zum heutigen Tag Leiterin der Gymnastik-Damen geblieben.
Als vierte Sparte entstand 1982/83 unter Leitung von Inge Ebel eine selbständige Kinder-Gymnastikabteilung, die sich leider als recht kurzlebig erwies und sich wieder auflöste. Erst auf Initiative von Jenny Götze wurde diese Sparte im Jahr 1991 wieder ins Leben gerufen und von dieser bis 1998, teilweise gesplittet in Kinder- und Mutter-Kind-Turnen, geleitet. Heute wird das Kinderturnen von Daniela Vogt-Wiesendorf und das Mutter-Kind-Turnen von Silke Amend-Ebel geleitet.
Als weitere Sparten folgen die Sparte Wandern unter Führung von Rudi Karlmann und die Sparte Radwandern unter Leitung von Peter Pfaff. Letztere musste im Jahr 2005 leider wieder aufgelöst werden.
Zahlreiche Weiterbildungen im Bereich „Gesundheit“ veranlassten Sophie Blessmann, getrennt von der allgemeinen Gymnastikgruppe speziell Wirbelsäulen-Gymnastik anzubieten. Durch dieses spezielle Angebot im Gesundheitsbereich wurde dem Verein das Prädikat „Pluspunkt Gesundheit“ verliehen.
Aus der Gymnastikgruppe heraus entwickelte sich zudem in den letzten Jahren langsam eine eigene Sparte „Step-Aerobic“, die sich sofort regen Zulaufs erfreute.
Die hohe Attraktiviät des Kindertunens bzw. Eltern-Kind-Turnens führte im Jahr 2010 zu einem echten Highlight im Sportverein, der Gründung des 100. Kinderturnclubs in Hessen.
Im Jahr 2011 wurde dem Vorstand der Vorschlag gemacht, eine Männergymnastik-Gruppe unter der Leitung von Peter Kalepp zu eröffnen. Dieser Vorschlag wurde aufgegriffen und umgesetzt. Die Sparte entwickelte sich im Jahr 2012 sehr erfolgreich und erfreut sich einem guten Zulauf.
Mitgliederentwicklung
Die Mitgliederzahlen waren bis 1972/73 langsam aber kontinuierlich gestiegen. Mit der Bildung neuer Sparten durchbrach man die 100-Mitglieder-Marke und innerhalb von knapp 6 Jahren hatte sich die Zahl der Vereinsmitglieder verdoppelt. 1981 stand der SVE knapp von der nächsten Hundertergrenze, die allerdings in den achtziger Jahren nicht überschritten werden konnte. Erst in den neunziger Jahren, auch durch das Entstehen der neuen Sparten „Kinder- bzw. Mutter-Kind-Turnen“, „Wandern“ und “Radwandern“, konnte die Mitgliederzahl wieder einen erheblichen Sprung nach oben machen. Bis zum Jahr 2004 lag diese kontinuierlich knapp über 300. Vor allem die erfreuliche Entwicklung im Bereich des Kinder- und Mutter-Kind-Turnen sowie die Entstehung der neuen Sparte „Step-Aerobic“ führten dazu, dass die Mitgliederzahl heute deutlich über 350 liegt.
Eines aber gilt es festzustellen: Die Mehrheit der Mitglieder stellen schon lange nicht mehr die Männer! Die Anzahl der Frauen im Verein stieg nach Bildung der Damen-Gymnastik-Abteilung schnell an und überflügelte die Zahl der Männer nach nur wenigen Jahren. Hieran hat sich seit dem Jahr 1976 nichts geändert.
Sportliche Erfolge
Nach dem bereits erwähnten Aufstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksklasse ist der Aufstieg der 2. Mannschaft in die Bezirksklasse 3 Jahre später zu nennen. Wenig später rückte auch die 3. Mannschaft nach B- und anschließender A-Klassen-Meisterschaft in die Bezirksklasse auf. Zwischenzeitlich hatten die ersten beiden Mannschaften sogar die Bezirksliga erreicht, in der sich die 2. Mannschaft allerdings lediglich ein Jahr halten konnte. Anfang der achtziger Jahre stand der SVE-Tischtennis-Sport auf einem 1. Höhepunkt. Die bemerkenswerte Ausgeglichenheit im Spielniveau führte zu dem bis dahin nie dagewesenen Phänomen, dass der SVE als einziger Verein im Kreis über Jahre hinweg 3 Herrenmannschaften in Bezirksklassenstärke stellte. Daneben gab es immer noch eine 4. Und zeitweise 5. Mannschaft in den Kreisklassen.
Die Jugendarbeit wurde 1986 mit Manfred Siegmeier und Rudi Karlmann neu organisiert. Zusammen mit Harry Kremulat und dem Trainer Horst Reyer gelang es Ihnen, die Schüler 1988 nach der Kreismeisterschaft in die Bezirksklasse zu führen.
Diese intensive Jugendarbeit trug Früchte, von den wir heute noch zehren, und führte zu einem nicht zu erwartenden weiteren Höhenflug im Tischtennis in den neunziger Jahren. Diese Jugendlichen nämlich schafften im Jahr 1995 mit der 1. Mannschaft die Meisterschaft in der Bezirksliga und somit den Aufstieg in die Bezirksoberliga, in der diese bis heute eine feste Größe ist. Im gleichen Jahr erreichte die 2. Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga, der sie bis 2004 ununterbrochen angehörte. Im Jahr 2004 erfolgte leider der Abstieg in die Bezirksklasse, in der sie bis heute eine führende Rolle einnimmt.
Als herausragender Erfolg ist jedoch die Meisterschaft der 1. Mannschaft in der Bezirksoberliga und der damit verbundene Aufstieg in die Verbandsliga im Jahr 2000 zu werten. Die Meistermannschaft bestand aus Andreas Vogel, Gerhard Meier, Achim Kremulat, Björn Siegmeier, Michael Wiesendorf und Michael Amend. Das „Abenteuer“ Verbandsliga dauerte zwar nur 2 Jahre, wird aber für den SVE immer ein Highlight bleiben.
Zeitweise schaffte auch die 3. Mannschaft Aufstieg und Verbleib in der Bezirksklasse, stieg aber wieder in die Kreisliga ab.
Auf Erfolgen kann man sich bekanntlich nicht ausruhen. Ohne entsprechenden Nachwuchs ist ein dauerhafter Erfolg nicht möglich.
Die Jugendarbeit wurde daher weiter intensiviert und mit der Verpflichtung eines neuen Trainers auf eine andere Basis gestellt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Während die Schülermannschaft in der Saison 2009/10 auf Anhieb Meister in der Kreisliga wurde, stellte die 1. Jugendmannschaft in der Besetzung Jan Berking, Florian Held, Yannick Heimann und Jonas Müller den Meister in der Bezirksliga.
Erstmals in der Geschichte des SV Ermschwerd spielt damit eine Jugendmannschaft in der Verbandsliga.
Feste, Veranstaltungen
Das Gemeinschaftsgefühl wird nicht nur durch gemeinsam betriebenen Sport gefördert, wichtig sind auch regelmäßige gesellige Veranstaltungen. So wurden Jahre lang Sommerfeste und als Höhepunkt im Jahr ein Weihnachtstanz veranstaltet. Unvergessen sind die umfangreichen Tombolas, die im Wesentlichen auf das Wirken von Hans Loth zurückzuführen sind.
Sowohl der Weihnachtstanz als auch das Sommerfest wurde n im Laufe der Zeit immer weniger besucht, so dass diese an Attraktivität verloren und letzten Endes Anfang des neuen Jahrtausends einschliefen.
Beim Versuch, neue Wege zu gehen, wurden verschiedene neue Ideen eingebracht und ausprobiert. Ein Volltreffer war dabei 2007 die erstmalige Ausrichtung eines Oktoberfests in Umbach´s Scheune. Das Oktoberfest ist bis heute ein Highlight im Veranstaltungskalender.
Erstmals seit vielen Jahren wurde im Jahr 2010 auch wieder ein Sommerfest gefeiert. Mit dem besonderen Ambiente im Ermschwerder Park und südländischem Flair zog auch dieses Fest wieder sehr viele Besucher an.
Zusammenarbeit der Vereine
Die Zusammenarbeit der Ermschwerder Vereine wurde nach und nach verbessert und intensiviert. Erster Höhepunkt dieser Zusammenarbeit waren 2 Jugendsportfeste in den Jahren 2002 und 2003, die in Gemeinschaftsarbeit von Sportverein, Fußballverein und Feuerwehr veranstaltet wurden. Bei diesen Jugendsportfesten wurde das SportFunMobil der Hess. Sportjugend engagiert.
Im Laufe der Zeit war die Zusammenarbeit sowohl bei den Gemeindefesten als auch bei Umweltaktionen oder Adventsbasaren selbstverständliches Anliegen und hat auch gut funktioniert.
Höhepunkt der vereinsübergreifenden Zusammenarbeit war allerdings die Vorbereitung und Durchführung des 1175-jährigen Dorfjubiläums, welches im Jahr 2008 im Rahmen einer Kirmes groß gefeiert wurde.
Gestützt auf die Erfahrungen aus dieser Zusammenarbeit wird auch das 75-jährige Jubiläum der Feuerwehr in 2011 von vier Vereinen getragen und zwar von Feuerwehr, Fußballverein, Musikverein und Sportverein.
Nachwort
Jeder Verein ist so gut wie die Menschen, die in ihm und für ihn wirken. Ohne das herausragende Engagement vieler Mitglieder wäre die geschilderte Entwicklung des Vereins nicht möglich gewesen. Sie alle aufzuführen, ist unmöglich.
Zu nennen sind die „Männer der 1. Stunde“, Wolfgang Krüger als Vereinsgründer und neben ihm der unermüdliche Karl Karlmann, der 1976 die Ehrenmitgliedschaft erhielt. Hermann Vogel, von Anfang an im Vorstand, führte den Verein von 1975 bis 1986 und wurde dann abgelöst von Gerhard Amend, der dem Verein 14 Jahre lang bis 2000 vorstand. Langjährige 2. Vorsitzende waren Rolf Löffler von 1975 bis 1991 und Klaus Ebel von 1991 bis zum heutigen Tag.
Mehr im Hintergrund aber genauso effizient wirkten Robert Amend 18 Jahre lang (1974-1992) als Schriftführer und Günther Grüneklee 28 Jahre lang (1974-2002) als Kassierer. Sophie Blessmann und Erhard Henning, die seit 1972 tätig sind, wurden bereits erwähnt. Die Sparte Tischtennis wurde 16 Jahre lang (1982-1998) von Herbert Magerkurth geführt.
48 Jahre Sportverein Ermschwerd lassen uns stolz auf das Erreichte zurückblicken, sie bedeuten aber gleichzeitig Verpflichtung. Wir müssen uns auch in Zukunft dafür einsetzen, jedem Interessierten, insbesondere der Jugend, sowohl in sportlicher als auch in kameradschaftlicher Hinsicht in unserem Verein eine Heimat zu bieten.